Gefahren bei der Windwurfaufarbeitung.

Orkanartige Stürme haben in den letzten Jahren europaweit für katastrophale Waldschäden gesorgt. Während die Sturmschäden 1990 überwiegend von Hand motormanuell aufgearbeitet wurden, werden dagegen heute immer mehr Vollernter zur Windwurfaufarbeitung eingesetzt. Allerdings sind diese Maschinen technisch nur bedingt in der Lage, umgefallene Bäume vom Wurzelteller abzutrennen. Daher muss die gefährlich Arbeit des Abstockens (Abtrennen des Stammes vom Wurzelteller) häufig immer noch durch professionelle Waldarbeiter erfolgen.

Dieser Artikel befasst sich mit den Gefahren der Windwurfaufarbeitung. Darüber hinaus liefert er Hinweise und Erläuterungen, welche Maßnahmen zur Einhaltung der Arbeitssicherheit getroffen werden müssen. Eines muss allerdings vorab ganz klar und deutlich gesagt werden:

__________________

Die Aufarbeitung von Windwurfhölzern ist gefährlich und sollte nur von professionellen und erfahrenen Forstwirten mit geeignetem, technischen Gerät ausgeführt werden.

__________________

Gefahrenanalyse

  Viele übereinander liegende Bäume bilden einen Verhau. Durch die Unübersichtlichkeit ist das Erkennen von Personen und Gefahren erschwert.
  Umgeworfene Bäume stehen oft unter Spannung. Die Spannung innerhalb der Holzfaser kann sich bei unsachgemäßer Schnitttechnik schlagartig lösen und zum Aufplatzen des Holzes führen. Und selbst bei einer fachgerechten Durchtrennung können diese Stämme hoch- bzw. seitwärts ausschlagen und den Motorsägenführer treffen.
  Umklappende Wurzelteller stellen eine der größten Gefahren dar. Sie können zum einen auf den Sägenführer beim Trennschnitt fallen, zum anderen können sie beim Zurückklappen andere Personen hinter dem Teller begraben. Selbst zeitlich verzögert können Wurzelteller umkippen. Sie stellen somit eine andauernde Gefahr während der Aufarbeitung dar.
  Vom Wind angeschobene Bäume sind nicht mehr mit dem Boden fest verwurzelt und können jederzeit ganz umfallen.
  An- und abgebrochene Äste und Baumkronen stellen ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar, das nur sehr schlecht eingeschätzt werden kann. Durch Erschütterungen und Wind können diese Baumteile jederzeit zur tödlichen Gefahr werden.
  Besonders beim Abtrennen der Stämme und beim Zurückklappen der Wurzelteller kommt es zur Kellerbildung am Tellerrand. Gerät der Forstwirt in diese sich schlagartig öffnende Bodenspalte sind schwerste Beinverletzungen möglich.
  Zusätzliche Gefährdungen können durch Hanglagen und Witterungseinflüsse, aber auch durch Strom- und Telefonleitungen sowie Verkehrswege entstehen.
  Eine besondere Gefahr stellen bei einem kombiniertem Einsatz auch Forstspezialmaschinen dar. Bei Maschinen mit Arbeitskränen stellt der Schwenkradius eine sehr große Gefahr dar. Zusätzlich können bei am Greifer montierten Kappsägen (Forstspezialschlepper, Harvester) der so genannte „Kettenschuss“ zur Gefahr werden. Bei Brüchen der Sägeketten werden Zahnteile mit großer Geschwindigkeit weggeschleudert, die auf der Fläche arbeitende Personen schwer verletzen können.
  Kommt bei Seilarbeiten eine Umlenkrolle zum Einsatz, besteht im Seilinnenwinkel Lebensgefahr, wenn die Umlenkrolle oder das Befestigungsmaterial brechen sollte. Wird in der Nähe von Forstmaschinen gearbeitet, besteht zudem Verletzungsgefahr durch platzende Hydraulikschläuche.

Gefahren minimieren durch gute Arbeitsorganisation

  Begehen Sie die Fläche vor Arbeitsbeginn und verschaffen Sie sich einen Überblick über „alle“ möglichen Gefahren. Dokumentieren Sie diese für Ihre Mitarbeiter in einem Arbeitsauftrag und erstellen Sie eine schriftliche Gefährdungsbeurteilung.
  Stellen Sie vor Arbeitsaufnahme sicher, das eine funktionierende Rettungskette Forst allen Beteiligten bekannt ist. Dokumentieren Sie alle relevanten Notrufangaben auf einem entsprechenden Formblatt.
  Stellen Sie sicher, dass nur gut ausgebildete und erfahrene Forstwirte Trennschnitte an gespannten bzw. gefallenen Bäumen ausführen.
  Werkzeuge, Geräte und Maschinen müssen in einem betriebssicheren Zustand und für die jeweilige Arbeit geeignet sein. Bei Motorsägen sollten möglichst starke Modelle mit langer Schneidegarnitur zum Durchtrennen von Stamm und Wurzelteller genommen werden.

Hinweise zur Arbeitssicherheit auf der Fläche

     
  Stimmen Sie sich mir Ihren Mitarbeitern ab, wer was macht und vor allem, wer in welchem Bereich arbeitet. Betreten Sie die Arbeitsbereiche gegenseitig nur nach Kontaktaufnahme mit dem Kollegen.
  Im direkten Verhau halten sich nur die für die Abstockung und das Entzerren der Bäume notwendigen Personen und Maschinen auf.
  Verschaffen Sie sich Kenntnisse und Fertigkeiten bei der Anwendung von Tennschnitten. Eine bewährte Technik ist z.B. der Bohlenschnitt. Hiermit können ca. 9 von 10 Windwurfbäumen unterschiedlicher Stärke, Holzart und Spannungslage immer in der gleichen Reihenfolge durchtrennt werden.
  Verschaffen Sie sich vor dem Trennschnitt Klarheit über die Druck- und Zugzone im Stamm. Bedenken Sie auch, dass Stämme, die gerade auf dem Boden zu liegen scheinen, vielleicht schräg gewachsen sind und durch den Windwurf unter Spannung liegen können. Oftmals sieht man diesen Bäumen die Spannung nur sehr schwer an.
  Denken Sie daran: Sicherheit geht vor Holzverlust! Droht der Wurzelteller auf den Motorsägenführer zu kippen, muss ein Schutzstück vom Stamm am Wurzelteller verbleiben, das mindestens so lang wie der Wurzelteller hoch ist.
  Beginnen Sie die Aufarbeitung immer vom Stammfuß her, bzw. von dort, wo der Windwurf seinen Anfang hatte. Zusätzlich kann es auch sinnvoll sein, einzelne Bäume von der Seite her aufzuarbeiten.
  Arbeiten Sie niemals unter angeschobenen bzw. schräg stehenden Bäumen bzw. und angebrochenen Kronenteilen. Beseitigen Sie zuerst diese Gefahren. So können z.B. abgebrochene Baumwipfel, die aber noch fest am Stamm verankert sind und ein „Dreieck“ bilden, mit einer Schlepperwinde abgerissen werden. Sollte das nicht gelingen, können diese Gefahrenbäume auch im 90-Grad-Winkel zur Bruchrichtung seilunterstützt gefällt werden.
  Stellen Sie sicher, dass sich vor bzw. während des Kappschnittes keine Personen hinter dem Wurzelteller aufhalten! Dort besteht LEBENSGEFAHR! Evt. können abgetrennte Wurzelteller anschließend mit der Maschine seilunterstützt wieder aufgestellt werden, um eine Gefahr des späteren Umfallens zu vermeiden.
  Beachten Sie immer die Unfallverhütungsvorschriften, insbesondere dürfen Sie mit der Motorsäge nicht Über-Kopf schneiden.
  Bei seitwärts gespannten Bäumen werden alle Trennschnitte nur von der Druckseite ausgeführt. Stehen Sie niemals auf der Zugseite, dort besteht LEBENSGEFAHR!
  Wipfellose Baumstücke sollten nur Seilunterstützt gefällt werden. Diesen Baumstümpfen fehlt das Kronengewicht, entsprechend brauchen diese Bäume mehr Kraft um zu Fall gebracht zu werden. Für solche Fälle kann ein Herzstechschnitt von Vorteil sein. Achten Sie aber auf jeden Fall auf ausreichend starke Angelpunkte der Bruchleiste. Schneiden Sie niemals solche Baumstümpfe „tot“, d.h. durchtrennen Sie niemals die Bruchleiste! Diese Baumstücke werden sonst zum unkontrollierbaren Totschläger.

Arbeitssicherheit beim Maschineneinsatz

  Arbeiten Maschinen (Kranschlepper, Harvester, Bagger,) und Forstwirt in einem gekoppelten Verfahren, ist eine Kommunikation des Maschinenfahrers mit dem Motorsägenführer sicher zu stellen. Bestens bewährt haben sich in diesem Zusammenhang die Lite-Com-Funkhelme der Fa. Aero Peltor. Aber auch einfachere Funkausstattungen tragen sehr zur Vereinfachung der Kommunikation und damit auch zur Arbeitssicherheit bei.
  Der Aufenthalt im Schwenkbereich eines Maschinenkranes ist verboten. Eine Ausnahme gilt für das Abtrennen von Stamm und Wurzelteller, wenn gleichzeitig der Maschinenkran den Stamm sichert.