Vergleichstest Picco Duro vs. Picco Micro Comfort

„Beim Brennholzsägen mit der Picco-Duro-Kette brechen jetzt dauerhaft scharfe Zeiten an!“. So ähnlich lautet der Werbetext aus dem Stihl Katalog 2009, weiterhin soll die neue Hartmetallkette bis zu vier mal länger scharf als Standardsägketten bleiben. In unserem Technikbereich haben wir ja bereits über die Picco-Duro berichtet. Wie aber schneidet die Kette im Praxistest, also draußen im Wald ab. Grund genug also, die neue Stihl MS 211 mit der Picco-Duro Kette mal für einen halben Tag mit ins Brennholz zu nehmen und in bewährter Art und Weise einem harten Test zu unterziehen.

Stihl bietet die Kombination aus Motorsäge und Hartmetallkette unter der Überschrift „Motorsägen zum Brennholzsägen und für die Grundstückspflege mit der neuen Sägekette Picco Duro“ im 2009 Katalog an. Was also lag näher, die Picco Duro Comfort 3 im Buchenholz zu testen. Als Testmaterial diente ein Buchenabschnitt mit einem gleichmäßigen Durchmesser an beiden Enden von 25 cm. Der Stamm war frei von Ästen, die Schnittleistung der Ketten wurde somit durch evt. Härteunterschiede im Holz nicht beeinflusst.

In die eine Hälfte des Buchenabschnittes wurde mit einer anderen Säge ein Längsschnitt (s. Abb. 1) eingebracht und dieser mit Quarzsand verfüllt. Quarzsand wirkt sich auf die Schärfe äußerst abrasiv aus und führt sehr schnell zum abstumpfen der Kette.

Als Vergleichsobjekt stand der Picco Duro eine Picco-Micro Comfort 3 Kette gegenüber, beide Ketten waren fabrikneu.

Beide Ketten wurden nacheinander auf die Stihl MS 211 montiert. Anschließend wurden mit beiden Ketten je drei Scheiben sauberes Holz und 5 Scheiben besandetes Holz abgeschnitten. Über den Videotimer erfolgte die Zeitauswertung.

Doch damit nicht genug. Abschließend erfolgte ein tiefer Stechschnitt in das Erdreich. Die Führungsschiene wurde auf eine Länge von ca. 15cm mit laufender Kette in Erdreich gestoßen. Zu guter Letzt wurde dann nochmals versucht, mindestens eine Buchenscheibe abzuschneiden.

Hartmetallketten sind ja an sich nicht neu, nur bis jetzt war das Schnittverhalten eher unangenehm. Irgendwie hatte man immer das Gefühl, das diese Hartmetallketten nicht wirklich scharf sind.

Bei der Picco Duro ist das anders. Die Kette fühlt sich subjektiv scharf an und zieht mit der Stihl 211 erstaunlich gut durch. Die Schnittfugenbreite liegt bei beiden Ketten bei ca. 0,7 cm, das ist relativ wenig und wirklich positiv. Im Verhältnis zur Standardkette, der Picco Micro Comfort 3, die bekanntermaßen weich schneidet, holpert die Kette etwas mehr durch das Holz. Der deutlich größere Zahnaufbau fordert da anscheinend seinen Tribut. Um einen wirklichen Nachteil handelt es sich dabei aber nicht.

In der anschließenden Testauswertung zeigten sich aber dennoch Schnittleistungsunterschiede. Die Standardkette Picco Micro Comfort 3 benötigte für die 3 Schnitte durch das saubere Holz insgesamt knapp 43. Sekunden. Die Picco Duro erledigte die Arbeit in 46 Sekunden, brauchte also ca. 3 Sekunden mehr für die drei Schnitte durch das saubere Holz. Zu erklären ist der Leistungsunterschied nach unserer Auffassung mit dem erhöhten Schneidwiderstand der Picco Duro, der wiederum eine Folge des massiven Zahnaufbaus ist.

Im besandeten Holz wurden insgesamt fünf Schnitte mit jeder Kette ausgeführt. Hier hielt sich die Standardkette ebenfalls erstaunlich gut. Vermutlich weil die Picco Micro Comfort 3 Kette neu war, fiel der Schnittleistungsverlust durch das besandete Holz geringer aus wie erwartet. Die ungeschärften Zähne wurden von der intakten Hartchromschicht vor allzu schnellem Abstumpfen geschützt. Das Testergebnis wäre also mit einer gebrauchten Kette möglicherweise mehr zugunsten der Picco Duro Kette ausgefallen.

Für die fünf Schnitte benötigte die Standardkette insgesamt 70 Sekunden, die Picco Duro hingegen 80 Sekunden. Der erste Schnitt durch das verschmutzte Holz war bei beiden Ketten von der Zeit her der Schnellste. Danach stumpfte die Standardkette von Schnitt zu Schnitt (s. Grafik) mehr ab. Die Schnittgeschwindigkeit der Picco Duro Kette reduzierte sich vom ersten Schnitt (Dauer ca. 14 Sekunden) zum zweiten Schnitt auf ca. 16 Sekunden, blieb für die weiteren Schnitte aber auf diesem Niveau. Lediglich ein Schnitt dauerte mit der Picco-Duro fast 18 Sekunden. Hierbei handelte es sich um einen eingewachsenen Ast, diese Messung ist somit nicht zu werten.

Hier punktet ganz klar die Picco Duro. Nach dem Einstechen beider Ketten in das Erdreich benötigte die Standardkette für das Abschneiden der 25 cm dicken Buchenscheibe über 30 Sekunden. Ein zweiter Schnitt wurde erst gar nicht mehr durchgeführt, weil die Schnittleistung der Picco Micro Comfort 3 Kette sprichwörtlich am Boden lag.

Die Picco Duro hingegen schnitt nach diesem Extremtest mehr oder weniger so weiter wie vorher auch. Zwar war ein Schnittleistungsabfall während des Schneidevorganges zu spüren, insgesamt benötigte die Hartmetallkette aber in etwa die gleiche Zeit wie für die Testschnitte in besandetem Holz, also ca. 16 bzw. 18 Sekunden.

Beide Ketten wurden anschließend auf Beschädigungen untersucht. Auch hier zeigt sich die gute Qualität der Picco Duro Kette. Es waren kaum Beschädigungen am Schneidzahn festzustellen. Ganz anders sah allerdings die Standardkette aus. Dach- und Brustschneide waren doch relativ stark beschädigt.

Der Test hat gezeigt, dass die Schnittleistung der Picco Duro Hartmetallkette an die Leistung der Standarkette im sauberen Holz nicht herankommt. Das darf man aber auch nicht erwarten, denn die Kette ist von der Konstruktion her ja auf Standzeit ausgelegt. Durch den massiven Hartmetallpanzer ist der Widerstand im Holz größer und darunter leidet nun mal die Schnittleistung. Die Standzeit ist aber, wie vom Hersteller versprochen, dauerhafter.

Für Motorsägenbesitzer, die aber Probleme mit dem Schärfen einer Motorsägenkette haben oder die häufig verschmutztes Holz (Bauholz, gerücktes Brennholz, etc.) schneiden, ist diese Kette durchaus empfehlenswert. Zwar ist die Kette 2,5fach teurer als eine Standardkette, wer aber seine Standardkette regelmäßig beim Händler schärfen lässt, spart hier unter Umständen auch wieder ein. Für alle, bei denen Zeit gleich Geld ist, könnte die höhere Standzeit Produktionsausfälle verringern und damit also auch wieder Geld sparen.

Alle diejenigen, die das Schärfen von Hand beherrschen und auf maximale Schnittperformance wert legen, sollten lieber bei der Picco Micro Comfort 3 bzw. bei einer Standardkette bleiben.

Da sich die Picco Duro nicht von Hand schärfen lässt (die Kette muss mit einer speziellen Schleifscheibe und einem Elektroschärfgerät geschärft werden), haben wir eine Telefonrecherche bei Stihl-Diensten quer durch Deutschland vorgenommen. Zum einen war die Frage, ob der jeweilige Stihl-Dienst diesen Service anbietet. Eine zweite Frage war, was diese Wartungsarbeit kosten wird. Hier das Ergebnis:

Wir waren angenehm überrascht, dass alle zufällig ausgewählten Stihl-Dienste in der Lage waren, die Kette wieder in Stand zu setzen. Erstaunlich war für uns aber der zum Teil enorme Preisunterschied. Bei einigen Händlern lag er in der Nähe des für Standardketten üblichen Preises, bei anderen jedoch deutlich über dem, was angemessen erscheint. Zwar ist die Anschaffung einer solchen Schleifscheibe kostenintensiver, ob diese Kosten aber nach nicht mal 10 Schärfungen schon wieder amortisiert sein müssen, wagen wir von www.motorsägenkette-schärfen.de mal in Frage zu stellen.

Der Käufer einer Picco Duro Kette sollte also vorher bei seinem Händler sich nach dem Schärfpreis erkundigen. Und dann erst eine gut überlegte Entscheidung treffen.

Eine sinnvolle Alternative könnte aber auch sein, sich ein geeignetes Fachbuch anzuschaffen und dann üben, üben, üben. Das spart Geld, macht Spaß und vor allem unabhängig. Denn auch eine Picco Duro wird mal stumpf. Und was tun, wenn der Händler dann gerade zu hat?

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